Die Bewerbung

Schreibeinladung abc.etüden

Christiane hat zur nächsten Schreibrunde eingeladen und wieder schöne Fotoentwürfe entwickelt. Bei Yachtclub musste ich natürlich gleich an die schönen Segelschiffe hier auf dem Zürichsee denken. Los gehts. *****

Dieser Schwimmring um den Bauch und die Hüften. Sie drehte sich in ihrem hellgelb eingerichteten Schlafzimmer vor ihrem ovalen Spiegel hin und her und gefiel sich gar nicht. Aber ihr Freund liebte ihre weichen Zonen. Er braucht was zum Anfassen, schäkert er. „Und deine Haut ist so schön weich und zart, Liebling“. Sie seufzte. Es half kein Liebesgeflüster, das sie umstimmen könnte.

Sie tippte die Nummer ihrer Freundin ins Smartphone: „Sag mal, was heißt noch mal besenrein genau?“. Ihre Freundin wusste immer alles ganz genau und diese antwortete prompt: „Susi, wie das Wort schon vorgibt, einmal die Wohnung ausfegen und danach den Schlüssel übergeben“. Zur Sicherheit las sie ihrer Freundin dann noch den Gesetzestext vor.

Susi hörte gar nicht mehr richtig zu. Ihr Blick heftete sich auf eine Anzeige in der Tageszeitung. „Suche freundliche Mitarbeiterin für die kommende Sommersaison am Zürichsee für unseren Yachtclub. Wir veranstalten regelmäßig Regatten, diese müssen perfekt organisiert werden. Wenn Sie den Kontakt zu anspruchsvollen Menschen lieben, dann sind Sie bei uns richtig. In Gedanken formulierte sie schon ihre Bewerbung und sie war überzeugt: „Da werde ich täglich schwimmen gehen und am See joggen. Endlich mal raus und die ganzen Familienverpflichtungen abspecken. Sie hatte grad die Nase voll von ihren alten Eltern, die immer nur übers Leben jammerten.

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abc.etüde: Iris und Hugo. Die zwei auf dem Ei.

Und hier nun meine Etüde zum Ei, das ich in der vorherigen „Sachetüde“ vorstellte.

https://365tageasatzaday.wordpress.com/2022/05/01/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-18-19-22-wortspende-von-myriade/

Iris, die Giraffe, gähnte verschlafen. „Ah, ich muss mal meine alten Knochen strecken. Ganz steif sind sie. Hugo, mach mal Platz und lass uns das Ei drehen. Ich brauch nicht nur Platz sondern auch einen Perspektivwechsel“. Es knirschte in den Gelenken, als sich Iris räkelte und streckte. Iris war auf der einen Seite des Porzellaneis, Hugo, der Elefant, auf der anderen Seite.
„Hey, mach dich nicht so breit“, schimpfte Hugo zuerst und ergänzte: „Das trifft sich gut, Iris. Fangen wir an. Immer nur auf die Holztischplatte zu starren ist langweilig“ und betonte dies gleich lautstark trompetend.

Die beiden schaukelten nun hin und her, so dass sich das Ei langsam rollte. Iris lag nun mit dem Blick nach unten und Hugo konnte das Tageslicht erkennen. „Meine Haut könnte mal ein paar Spritzer Wasser vertragen. Ganz schön ausgetrocknet mein Pelz“, lamentierte Hugo, der es sich nun im Tageslicht gemütlich machte. „Hugo, schups mich nicht“, zickte Iris.

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Tja, von wem hab ich das Ei?

Christiane hat wieder zum Schreiben einer Kurzgeschichte im Rahmen der abc.etüden eingeladen. Die Wortspende kommt von Myriade: Giraffe, mondsüchtig, suchen.

https://365tageasatzaday.wordpress.com/2022/05/01/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-18-19-22-wortspende-von-myriade/

Dieses Ei, aus Porzellan oder vielleicht Gips, fiel mir im April aus der Osterkiste entgegen. Eingehüllt in grünem Ostergras nahm ich es in die Hand. Ein Handschmeichler. Kühl. Glatt. Schön. Und die beiden Tiere, die Giraffe und der Elefant sehr schön eingezeichnet, finde ich.

Wer hat mir dieses Souvenir mitgebracht? Kommt es aus Afrika, wo mein Mann mal beruflich zu tun hatte? Das wäre schon einige Jahre her. Und solange hab ich diese bezaubernde Rarität bereits. Meine Schwester kann es nicht gewesen sein. Sie war erst kürzlich in Tansania und ist sozusagen ganz familiär gereist und war den Menschen vor Ort ganz nah. Natürlich hat sie die Big Five gesehen.

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Der feine Unterschied: Dreikönigskuchen – Königskuchen

Christiane hat zur abc.etüde eingeladen für die Woche 16 und 17. Die Wortspende von Ludwig Zeidler dem Etüdenerfinder.

Quelle: Pixabay, Bearbeitung von Christiane

Seine Mutter wünschte sich zum Geburtstag einen Königskuchen. „Back mir einen Königskuchen bitte“. „Na wenn schon, dann einen Königinnenkuchen für Dich!“, und zwinkerte ihr zu.

Er erinnerte sich an seine erste Begegnung mit dem Schweizer „Dreikönigskuchen“. Ein ganz anderes Gebäck. Ein flacher Kranz aus 6 bis 8 Hefekugeln mit Mandelblättchen bestreut. Dieser ist kurz vorm 6. Januar überall in den Bäckereien und in den Brotabteilungen der Lebensmittelläden zu finden. Morgens beim Frühstück am 6. Januar wird dann die Person zum König bzw. zur Königin, die die weiße kleine Königsfigur im Teigstück findet. Die dazugehörige Krone aus goldener Pappe ziert das Haupt der Finderin bzw. des Finders während des sogenannten „Zmorge“. Natürlich will jeder König bzw. Königin sein.

Der klassische Königskuchen, den sich seine Mutter wünscht, schmeckt aber anders. Er wird mit Orangeat und Zitronat (mag nicht jeder) und mit zuckersüßen roten Kirschen gebacken. Ein Rührteig. Ein Napfkuchen. Er erinnerte sich sogleich an die rot geschminkten Lippen seiner Freundin. Sie hielt eine leuchtend rote Cocktailkirsche zwischen ihren weißen Zähnen. Sie liebte es, diese zu zerbeißen und mit einem Martini auf Eis zu schlürfen. Jedes mal schwärmte sie, wie lecker dies sei.

Sollten sie nicht mal wieder auf einen Apéro nach Zürich fahren. Sich mit dem Zug in die schöne Stadt bringen lassen, durch die Straßen schlendern und in diese angesagte Bar gehen. Wie war noch der Name? Leute gucken, über Gott und die Welt reden, Nüsschen knabbern, Cocktails trinken, den nächsten Urlaub planen. Wie lange hatten sie das nicht gemacht. Immer nur Arbeit Arbeit Arbeit. Akribisch waren sie da beide. Immer musste es perfekt sein.

Seine Freundin weiß sicher das Rezept für Königskuchen. Er rief sie an und lud sie zum Cocktail ein. Mal wieder von Urlaub träumen. Morgen aber erstmal den Königinnenkuchen für Muttern backen. Darauf eine Cocktailkirsche!

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Strom sparen

Für die aktuellen abc etüden schreibe ich (mal wieder) mit:

https://365tageasatzaday.wordpress.com/2022/04/03/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-14-15-22-wortspende-von-katha-kritzelt/

Er hatte ein sonniges Standardzimmer gebucht. Erwartungsvoll schloss er die Tür auf. Trat ein. Es vibrierte nicht nur in ihm sondern auch der Kühlschrank. Seine erste Aktion. Immer wenn er ein Hotelzimmer betrat: Alle Elektrogeräte ausschalten. (Manchmal gab es auch tickende Uhren). Für ihn gab es nichts Schlimmeres als dieses unnütze klitzekleine Geräusch, das ihm solche Schmerzen in seinen Ohren verursachte.

Ruhe.

Er atmete tief ein und aus.

Mit der Ruhe fiel ihm sein Gepäck ein. Nicht nur seine Kleidung sondern auch seinen Erzählstoff, den er in die fremde Stadt mitgebracht hatte, wollte er sortieren. Der Schreibtisch mit Blick in den Park. Der Holztisch mit der eleganten Lampe. Das richtige Ambiente für ihn um hier zu schreiben. Er wollte Fakten schaffen. Recherchieren. Hier wollte er den roten Faden für seine Erzählung finden. Noch hatte er keine Ahnung wie ihm dieser Leitgedanke gelingen könnte. So war das immer. Er kannte das schon. Immer dieser Stress, das leere Blatt, null Ideen. Aber er kannte sich. Gedanken würfeln. Wieder verwerfen. Ein Stichwort würde hängen bleiben und dann könnte er loslegen.

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Die Sommerhitze und „estrella“

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Christiane lädt ein in ihrem Blog zu den Extraetüden in der 23. Woche 2020.

„Und morgen fahren wir 3 Stunden mit dem Bus in die Wüste Estrella. Dort machen wir ein Picknick. Lernen uns kennen. Werden eine Überlebensübung ausprobieren. Und dann geht es drei Stunden mit dem Bus wieder zurück“.

Die Sonne schien grell. Die Sonnenliege war unbequem. „Gott sei Dank bin ich vom Sonnenschirm geschützt“, seufzte sie. In kleinen glitzernden Perlen lief ihr der Schweiß vom Nacken über die Schultern. Sie spürte das Rinnsal auf ihrer Haut. An ihrem Dekoltee bildete sich zwischen ihren Brüsten ein kleiner Salzsee. „Heiß“ dachte sie, „es ist so heiß“. Sie lag wie gelähmt und rührte sich nicht. Sie musste eingedöst sein und lächelte vor sich hin: „In die Wüste Estrella hast du dich geträumt“, sprach sie leise mit sich selbst. Sehr cool! Mehr von diesen Träumen! Bedeutet Estrella nicht Stern? Sie blätterte im Internet und fand die Übersetzung. Spanisch „estrella“ für Stern. Sie freute sich über ihren Traum. Schaute Richtung Meer sah die Katamarane auf dem Wasser schaukeln. Sie waren festgezurrt. Windstille. Das Meer glitzerte. Da ging heut gar nichts. Ein wilder Segeltörn war ausgeschlossen. Es wäre sehr erfrischend den Wind auf der Haut zu spüren um ein wenig die Hitze aus dem Körper zu vertreiben, dachte sie sehnsüchtig.

Seit Wochen warteten sie und die anderen Hotelgäste darauf, dass sie endlich ausreisen durften. Weg von dieser Insel. Raus aus dieser Sommerhitze. Nie nie wollte sie solch einen heißen Sommer erleben. Sie war immer im Frühjahr oder im Herbst hier. Da herrschten erträglichere Temperaturen. Sie fand es schlimm und empfand sich gefangen. Wie gern würde sie in ihren Traum fallen. Weg von hier und sich in die Wüste Estrella beamen. Weiterlesen

abc.etüden. Mittagspause

2020_0809_1_300Heute beim Lunch und beim Kaffee in der Sonne sitzend mitten in Zürich gab’s mal wieder einen Schubs zum Schreiben. Wunderbar. Darüber freute ich mich. Ich liebe es in Zürich zu sein und es inspiriert mich.

Außerdem bin ich noch ein bisschen angepiekst von der Fernsehserie „Bad Banks“. Ich find es schrecklich was da abging während der 12 Sendungen. Im vorherigen Blogartikel nach Doris Dörrie war ich noch begeistert und seriensüchtig.

Die Wörter für die Textwochen 08/09 kommen von René „BerlinAutor“. Die Etüden organisiert wie immer Christiane. Merci!

Auf Schabernack hatte er heut keine Lust. „St. Gallen hat einen Topf gemacht“, hörte er am Nebentisch zwei Männer sich über das gestrige Fussball(?)match unterhalten.  Einen Topf gemacht, grinste er vor sich hin bzw. dachte mal wieder über das Schweizerdeutsch nach, das ihm manchmal so fremd in den Ohren klang. Einen Topf gemacht? Was soll das heißen? Ein Tor geschossen? Könnte man doch gleich sagen, oder? Dachte er und schaufelte sich sein Mittagessen hinein. „Ich sollte langsamer essen“, ermahnte er sich. Er saß in seinem Lieblings-Veggie-Restaurant. Selbstbedienung ging fix und es schmeckte immer gut. Es war schon 14.50 h. Ein spätes Lunch, dachte er grimmig. Wie er es hasste, wenn er nicht früher aus dem Office kam. Sein Vorgesetzter schien nie Hunger zu haben. Aber er. Sein Magen knurrte bereits, als er mit ihm beim Gespräch saß. „Tja“, meinte Miller zu ihm, „well, die Ziele in deiner Abteilung müssen wir noch anpassen. Ich erwarte da mehr“. Weiterlesen

abc.etüden nach der Unbehaustheit haschen

2019_4748_2_300Die Wörter für die Textwochen 47/48 kommen von Bernd mit seinem Blog Red Skies over Paradise. Die abc.etüden werden liebevoll von Christiane gehütet und zeitintensiv gepflegt.

(Meine Etüde hab ich noch einmal gefeilt … von gestern auf heute … im Flow ohne Großbuchstaben … textlich nichts verändert)

Die beiden geben alles auf Haus Garten Scheune Wohnsitz außer ihre Fahrräder und ihr Auto sie überlegen ob sie sich ein Wohnmobil anschaffen sollen wie würde ihr zukünftiges Leben aussehen wo würden sie sein bleiben wohin würden sie reisen würden sie überhaupt reisen und wenn dann wohin über Europas Grenzen hinaus mit dem Wohnmobil oder mit dem Flugzeug oder würden sie einem Freund nacheifern der mit dem Containerschiff nach Amerika schipperte alles lag im Ungewissen sie würden sich spontan entscheiden sich von Tag zu Tag neu orientieren über ihr neues Leben ihre Unbehaustheit würden sie wöchentlich bloggen sie wissen nicht ob sie schwermütig würden oder sich voller Freiheit ins Abenteuer stürzen würden ihren Blog wollen sie Unbehaustheit-Blog nennen sie würden sich auf eine neue unbekannte Reise begeben ohne Haus und Hof ohne Wohnung ohne Bleibe sie wären unbehaust kein Dach über dem Kopf das ihnen gehört weder angemietet noch gekauft eines wissen sie sicher sie wollen frei sein keine Verpflichtungen haben für ein Jahr wollen sie sich ausprobieren nach einem Jahr wäre ihnen hoffentlich klar wo sie alt werden wollen jetzt können sie sich nicht festlegen sie haben Angst einen Fehler zu machen lieber wollen sie austesten wohin es sie zieht sie würden eine Woche hier bleiben und vier Wochen dort vielleicht würden sie aber auch täglich woanders übernachten Ferienwohnungen oder airbnb-Bleiben locken für die außergewöhnliche Freiheit die sie suchen erst gestern lösten sie ihr Bücherregal auf gemeinsam packten sie alles in Kisten die Bücher wollen sie in den öffentlichen Bücherschrank am Marktplatz stellen ihre Möbel hatten sie verschenkt das Wichtigste das sie zum Leben brauchen packen sie in zwei große Koffer Laptops Handys ein paar wenige Bücher Klamotten Lieblingssachen ihr Reisesouvenir aus Asien und sein Schachspiel aus Holz sie hascht nach seiner Hand.

***

Ich habe ein neues Format ausprobiert: Stream of Consciousness = Bewusstseinsstrom (siehe James Joyce „Ulysses“ der das über 100 Seiten praktiziert hat; ausprobiert von Nicole in unserer Totenhemd-Blogaktion, die mich inspiriert hat).

abc.etüden. Die Schreibübung

2019_4546_1_300.jpgDank Christianes abc.etüden sind wir immer wieder neu eingeladen drei gespendete Wörter in einem Text mit maximal 300 Wörtern unterzubringen. Die Wörter für die Textwochen 45/46  kommen von Anna-Lena mit ihrem Blog „Meine literarische Visitenkarte“.

Die Schreibübung wollte, dass sie einen kleinen weißen Zettel mit einem Substantiv und einen kleinen blauen Zettel mit einem Adjektiv aus dem Bastkorb fischte. Sie schloss die Augen, als ihre Finger zwischen den zusammengefalteten Papierchen wühlten. Stumpf und kühl tasteten ihre Fingerkuppen an den Zetteln. Sie fischte erst eines und dann ein anderes. Ein weißes und ein blaues Papierviereck lagen nun vor ihr.

Sie faltete die Papierschnipsel auseinander und las die beiden Worte, die sie nebeneinander legte: „recycelbares Himmelsleuchten“. Die Workshopleiterin instruierte nun den zweiten Arbeitsschritt: „Überlegt mal, ob diese beiden Wörter für etwas stehen können, das ihr gerne ausdrücken wollt. Lasst der Phantasie freien Lauf. Alles ist erlaubt. Wir haben ja vorhin über Metaphern gesprochen und wie man sie nutzen kann“. Weiterlesen

abc.etüden Teil III. Klara schreibt ein Gedicht

 2019_4344_2_300Teil I: Schwärmen

Etüde II: Der Koffer ist da

Klara nimmt den schweren Koffer und hievt ihn einseitig schleppend zur Treppe, die zum Lift führt. Sie schaut noch einmal über die Schulter, ob sie Alexis entdecken würde. Aber von ihm ist weit und breit keine Spur. Wahrscheinlich muss er sich um das Mädchen kümmern, überlegt Klara. Morgen sehe ich ihn ja wieder während des Frühstücks, freut sie sich. Ihren Koffer stellt sie im Zimmer ab. Mit ihrem Notizbuch schwingt sie sich auf die gemütliche Sonnenliege  und schreibt:

Liebe
so
ein warmer Klecks
der sich farbenfroh
ausbreitet
wie ein Mantel
sich um Dich legt
um mich
mein Herz ist erfüllt
von meiner Liebe
für Dich
Das Leben.

Blaue Sehnsucht
Tropft in mein Herz
Ziehend
Pochend
Ruft nach Dir
Möchte dich zart küssen
Die Liebe die sich in mir ausbreitet. Weiterlesen