Klara nimmt den schweren Koffer und hievt ihn einseitig schleppend zur Treppe, die zum Lift führt. Sie schaut noch einmal über die Schulter, ob sie Alexis entdecken würde. Aber von ihm ist weit und breit keine Spur. Wahrscheinlich muss er sich um das Mädchen kümmern, überlegt Klara. Morgen sehe ich ihn ja wieder während des Frühstücks, freut sie sich. Ihren Koffer stellt sie im Zimmer ab. Mit ihrem Notizbuch schwingt sie sich auf die gemütliche Sonnenliege und schreibt:
Liebe
so
ein warmer Klecks
der sich farbenfroh
ausbreitet
wie ein Mantel
sich um Dich legt
um mich
mein Herz ist erfüllt
von meiner Liebe
für Dich
Das Leben.
Blaue Sehnsucht
Tropft in mein Herz
Ziehend
Pochend
Ruft nach Dir
Möchte dich zart küssen
Die Liebe die sich in mir ausbreitet.
Die Worte formten sich von ganz allein. Ihr Stift schrieb ohne Unterbrechung. Die Feder kratzte auf dem dünnen Papier. Die Sonne sticht erbarmungslos. Sie trägt einen Sonnenhut und fächelt sich immer wieder kühle Luft zu. In der Luft liegt Kaffeegeruch, der von der Hotelterrasse zu ihr weht. Sie hat plötzlich Hunger auf Schwarzwälder Kirschtorte. Gleich würde sie nach unten gehen und sich unter die anderen Gäste mischen. Sie lächelt, denn morgen würde sie Alexis wieder fragen, ob sie spazieren gehen.
Am Horizont schlängelt sich ein Vogelflug in dünnen Fäden. Mal hoch ins Himmelblau mal tief ins dunkle Meeresblau. Die Vögel malen eine weiße Perlenreihe auf der Horizontlinie.
Morgen muss ich Alexis unbedingt fragen, wer wohl dieses ängstlich drein schauende Mädchen ist, überlegt Klara noch, bevor sie eindöst.
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Danke an Christiane für die Etüden in ihrem Blog. Die Wörter für die Textwochen 43/44 kommen von Ulli Gau aus ihrem Café Weltenall.
Urlaubsetüden! Das liest sich so locker und fröhlich und leicht und sonnengesättigt … fast werde ich neidisch. Fast 😁
Liebe Grüße und danke
Christiane 😀👍
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