Lesetipp: „Das mangelnde Licht“ von Nino Haratischwili

Schon lange kein so spannendes Buch gelesen, dass mich gefesselt hat und wie es in einem Kommentar heißt: wenn ich es nachts zur Seite gelegt habe, konnte ich lange nicht einschlafen.

Ich habe es im Totenhemd-Blog vorgestellt … es gibt viele Tote und auch Dina, eine der Hauptfiguren wird sterben. Ich habe zum Ende beseelt geweint.

Totenhemd-Blog

Das Buch beginnt mit einem Gedicht des georgischen Dichters Terenti Graneli, der 1934 36-jährig in Tiflis starb. Mit diesen beiden Zeilen beginnt und endet das Gedicht:

„Wie habe ich mich an den Tod gewöhnt
Es lässt mich staunen, dass ich noch lebe.“

Ich habe schon lange kein so aufwühlendes und emotionales Buch gelesen wie dieses. Es geht um die Freundschaft von vier Mädchen, die heranwachsen in Tiflis. Nachdem das Land die Unabhängigkeit erreicht hat, verfällt es in Chaos. Die Autorin hat die Gabe fesselnd zu erzählen und schafft es mit einer Leichtigkeit, die Vergangenheit der Mädchen zu beschreiben im Wechsel zur Gegenwart. Die erwachsenen Frauen treffen sich nämlich in Brüssel zu einer Foto-Retropektive ihrer toten Freundin. Dina wurde durch ihre Fotos bekannt. Sie knipste ihr Leben, ihre Freundinnen, den Krieg und die Toten.

Gleich auf der ersten Seite wird in einem kurzen Satz erzählt, dass Dina sterben wird. Die Tragödie…

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Ungeschminkt schön? Was heißt eigentlich schön sein?

Eine Freundin fragte, „machen wir einen „Workshop“ zum Thema? Wir stellen Fragen und sprechen über die Antworten gemeinsam“. Sie und andere Frauen in meinem Umfeld finden mein Fastenprojekt „ungeschminkt sein“ außergewöhnlich und interessant. In meinem Fall wird es dann gern auch von mir mit dem „Älter werden“ kombiniert (neuer Blogartikel?!). Es ist Fakt: Mein Gesicht verändert sich: Falten, Fältchen, Altersflecken sind nun markante Zeichen. 

in Zürich fotografiert

Was heißt aber „schön sein“? Mit der Frage gehe ich immer mal wieder schwanger und bewege sie hin und her ohne auf einen Nenner zu kommen. Wo kommt es eigentlich her und was bedeutet es? „Schön sein, bezeichnete in der Antike das innere Gut-sein eines Menschen. Seine ethische Vortrefflichkeit. Damals gab es das Ideal der „kalokagathia“ (das „Schöngute“), eine körperliche und geistige Vollkommenheit“. Eine gute Abhandlung zum Thema habe ich bei Tamara im Blog gefunden, der Inkognito-Philosophin (Link weiter unten).

Angela schreibt in ihrem Blog die-götter.de über Aphrodite, die ich ja aus Zypern gut kenne: „Aphrodite galt in der Antike und der griechischen Mythologie als die Schönheit par excellence. Sie verkörperte die absolute Schönheit in ihrer ganzen Vollkommenheit und wurde deshalb auch als Göttin der Liebe, der Schönheit, und der sinnlichen Begierde bezeichnet“. Vielleicht bin ich deshalb so gern auf Zypern? Wer weiß. Vor Ort erträume ich mir manchmal, dass ich an ihrem Hof getanzt habe ;-).

Ein kleiner Prolog: es gab Zeiten, da fühlte ich mich nicht so froh in meinem Leben und wenn ich mich dann im Spiegel ansah, dachte ich, wie gut ich aussehe. Ich fand mich schön. Aber mein Inneres fühlte sich anders an: nicht schön, nicht froh. Eigentlich war ich darüber traurig. Ich hätte mich gern so gefühlt wie ich aussah: jung, frisch, schön. Aktuell geht es mir so, dass ich mich manchmal nicht so schön finde, wenn ich mich im Spiegel anschaue, ich fühle mich aber gut und schön. Ist damit der Satz bestätigt: Schönheit kommt von innen? 

Schön sein – was heißt das? Ebenmäßige Gesichtszüge, ein froher Gesichtsausdruck, strahlende Augen? Ich beobachte beispielsweise „schöne Kinder“. Vor ein paar Tagen im Café dachte ich das, als ich einen Jungen sah, vielleicht fünf, sechs Jahre alt. Eine eher dunkelhäutige Gesichtsfarbe, braune Haare … Stupsnase. In Frankfurt machte ich einer Frau ein Kompliment. Ich hatte sie zum zweiten Mal auf der Straße gesehen. Das erste Mal hab ich meine Überraschung über diese schöne Frau für mich behalten. Das zweite Mal hab ich sie angesprochen: Sie sehen so gut aus! Ich konnte sie näher betrachten:  ihr Teint war sommersprossig, sie hatte ihre kurzen Haare gefärbt, sie war geschminkt ;-). Mir gefiel aber auch ihr farbenfroher Klamottenstil. „Sie sind so eine schöne Frau“, habe ich ihr gesagt. Wir haben uns beide über die Begegnung gefreut. Das dritte Mal werde ich sie fragen, ob wir einen Kaffee zusammen trinken wollen.

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Lesetipp: Irgendwann wird es gut. Von Joey Goebel. Kurzgeschichten.

Schon gewusst? Ich hab es ja nicht so mit Kurzgeschichten. Obwohl ich die abc.etüden mitschreibe. Jetzt wieder. Das Schreiben für Christianes abc.etüden ist immer wieder eine kleine Herausforderung für mich. Nicht wegen der 300 Wörter sondern wegen der Geschichte, die erzählt werden will.

Meistens schreibe ich drauf los und meistens ist es ganz passabel. Die innere Schreibkritikerin verdreht selbstverständlich oft die Augen und ist nie zufrieden. Was’n Stress! Deshalb hab ich mich zu einem Workshop angemeldet bei Peter Ackermann zum Thema „von der Idee zur eigenen Kurzgeschichte“.

Ich sagte ihm kürzlich: wenn ich nach dem Workshop „einfach“ schreibe, ohne Stress und Anstrengung, dann hat sich die Reise nach Cornwall gelohnt. Mit Peter war ich im Val Fex letzten Herbst. Hab ich darüber hier geschrieben? Ich habe ne ganze Menge gutes Rüstzeug auf den Weg bekommen, um besser zu schreiben. Ich war sehr beflügelt. Das wünsche ich mir für die Kurzgeschichten auch. Außerdem freue ich mich tierisch auf Cornwall. Da war ich noch nie.

Warum ich so weit aushole?

In einem Kommentar meiner abc.etüde „Strom sparen“ hab ich letztens erwähnt, dass ich die Idee vom „sich aufgeilenden Typen“ aus einem Buch habe.

Dieses Buch bzw. die Geschichte, die ich darin gelesen hatte, will ich euch kurz vorstellen. Die Geschichte fand ich nämlich gähnend langweilig. Das Buch wurde so vorgestellt, als wenn diese Kurzgeschichten nun das Beste dieses Autors sind, nachdem er vier Romane geschrieben hatte. Ich bekam das Buch übrigens geschenkt während des Eincheckens in einem Lieblingshotel im Engadin. Ich hatte mich sehr darüber gefreut.

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Buchtipp: Yona von Nastasja Penzar

Das Literaturhaus Frankfurt veranstaltete einen Abend mit drei Erstautor*innen unter dem Titel: „Drei aufregende Debüts“. Wenn ich mich recht erinnere: Alle drei haben Preise gewonnen. Alle drei fand ich ausgesprochen gut und lesenswert. Heute beginne ich mit Yona von Nastasja Penzar.

Ich habe schon lange kein so atemloses, an den Nerven zerrendes Buch gelesen.

Zwei Erzählstränge laufen parallel.

Es beginnt mit Yonas Ankunft in Guatemala … ist das was sie schreibt real, das fragte ich mich manchmal oder ist alles verschleiert durch die Schwüle wie in einem Traum? Ist sie in dem einen Erzählstrang mit ihrem Vater brav, ruhig, eher vorsichtig, leise … so passiert in diesem südamerikanischen Land, das sie besuchen SOLL, so viel so geballt. Die Autorin schreibt in kurzen Sätzen, ich werde fast atemlos, und ich bin neugierig, weil es durch die kurzen Sätze so spannend aufgebaut ist, den sie immer wieder unterbricht. Und mit dem letzten Wort oder Satz webt sich die Geschichte weiter …

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Wesentlich werden. Die Uhr tickt.

Timo Klostermeier  / pixelio.de  

Für meine Jahrescollage 2021 habe ich ein Foto ausgewählt, das eine silberne Taschenuhr zeigt mit einer silbernen Kette. Ich habe ganz intuitiv gewählt und mich gefragt, für was steht denn jetzt die Uhr?

Ich merke, die Tage rasen dahin. Ein begonnener Tag neigt sich durch die frühe Dunkelheit schnell dem Ende zu. Das fällt mir auf und gefällt mir nicht so sehr. Bin aber guter Dinge :-). Außerdem lese ich in der letzten Zeit Todesanzeigen. Mich erschrecken vor allem die plötzlichen Tode bei jungen Menschen oder Frauen in meinem Alter. Da bleibt plötzlich das Herz stehen.

Ich bin dankbar, dass ich 62 Jahre bin und immer noch atme, gesund bin und mich jeden Tag des Lebens erfreue. Aber es könnte auch anders sein. Dann würde ich ja nichts mehr davon merken. Ich weiß. Aber wer mich gut kennt und mich auch im Totenhemd-Blog verfolgt, der weiß, dass ich nach dem Motto lebe: Wenn nicht jetzt wann dann das Leben genießen und leben? Und vor allem ist mir meine Endlichkeit bewusst. Ich lebe mit dieser Gewissheit, dass „da vorne“ der Tod winkt. Findest Du schrecklich, dass ich es so ausdrücke? Ist aber so. Egal ob ich 65, 80 oder 100 werde. Es winkt ;-).

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Buchtipp: Angelika Overath. Winter in Istanbul

41LY-slCmtL._SX319_BO1,204,203,200_Warst du schon mal in Istanbul? Dann wirst du es schön und bezaubernd finden an Plätze geführt zu werden, die Angelika Overath in ihrem Roman beschreibt und aufzählt. Vor allem mit der Fähre unterwegs sein zwischen der asiatischen und europäischen Welt fand ich verlockend.

Wer Angelika Overath nicht kennt ist vielleicht etwas erstaunt über ihre teils spröde Sprache dann aber wieder gelingen ihr Sätze und Beschreibungen wunderschön.

Die Autorin entführt uns also nach Istanbul im Winter. Cla, Religionslehrer aus dem Engadin will forschen und lesen. Er arbeitet an einer Studie über die Konstantinopel-Mission von Nikolaus von Kues. Und lernt den türkischen Kellner Baran kennen, mit dem er in die Stadt eintaucht. Die Erzählung wechselt zwischen der Zeit der Liebenden in der Gegenwart und der spätmittelalterlichen Welt.

Mir hat es vor allem die zarte Liebesgeschichte zwischen den beiden Männern angetan und weniger die byzantinische Historie – man möge mir verzeihen. Weiterlesen

Peter Bichsel in der Sendung „Druckfrisch“ und in Wädenswil

Peter Bichsel hab ich heut in der Mediathek in der Sendung „Druckfrisch. Neue Bücher mit Denis Scheck“ vom 23. Februar gehört und gesehen. So ab Minute 16:30 bekommen wir den Autor zu sehen und er beginnt uns ein Gedicht vorzutragen. Dieses Gedicht hat etwas: ein alter Mann, er schaut müde, der eigentlich uninteressant erscheint, ihn überhaupt zu erwähnen oder zu beschreiben mit seinem grauen Hut, seinem grauen Jackett, seinem langen grauen Mantel … so gewöhnlich, so alltäglich, er fällt gar nicht auf … dessen weiße Hemdkragen zu weit sind.

Es inspiriert mich dieses Gedicht aber auch Peter Bichsel, ein Schweizer, wie er da sitzt und spricht übers Hochdeutsch und seinen Wein trinkt … als wenn er sich selbst in dem Gedicht sieht. Es geht auch ums Älterwerden und wir hören, dass die schönste Zeit in seinem Leben zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr war.

47004Peter Bichsel feiert im März seinen 85. Geburtstag und es erscheint ein neues Buch von ihm. Eine Sammlung seiner Kolumnen, die er unter anderem im Tagesanzeiger seit 1975 veröffentlicht hat. Beat Mazenauer hat sie in diesem Band versammelt – und einige erzählerische Erkundungen aus dieser Zeit dazugestellt. Weiterlesen

Nach Doris Dörrie: Schreib über Sucht.

leben-schreiben-atmen-9783257070699Gestern hab ich ab Seite 89 in Dorris Dörries Buch „Leben Schreiben Atmen“ gelesen.

Süchte, das Thema.

Ihre Freundin nannte sich süchtig und ging zu den Anonymen Alkoholikern. DD erzählt wie ihre Freundin sie zu den Sexsüchtigen schleppt (und nicht zu ihrer Gruppe der Anonymen Alkoholiker). „Good Stories. N ahnte meinen Vampirismus. Ich bin süchtig nach guten Geschichten“. Sie legt eine gekonnte Vorstellung hin als wäre sie sexsüchtig.

Ihr Vater rauchte Reval. Da fing dann auch mein Kino im Kopf an. Denn mein Vater rauchte ein Leben lang filterlose Reval. Bis zu zwei Päckchen täglich. In seinem hohen Alter wurde Zungenkrebs diagnostiziert. Doris Dörries Vater sagte immer wieder grinsend: „Siehst du die Toten dort im Tal, das sind die Raucher von Reval“. Ha. Ich musste lachen! Mein Vater sagte immer: „Wer Roth-Händle raucht frisst kleine Kinder“. Das kommt wohl daher, weil es eine, vielleicht auch die, stärkste Zigarettenmarke war, die seinerzeit auf dem Markt war. Inzwischen, hab ich eben gelesen, darf eine Zigarette laut EU-Richtlinie nicht mehr als 1,0 mg Nikotin, 10 mg Teer oder 10 mg Kohlenmonoxid enthalten.

Doris Dörrie regt uns an: „Schreib über deine Sucht. Etwas, von dem du abhängig bist und das du nicht aufgeben kannst. Etwas, das du brauchst. Unbedingt brauchst. Etwas, wovon du einfach  nicht lassen kannst. Welche Sucht hast du“.

Da denke ich erstmal an die Fastenzeit, die Ende Februar beginnt. Der Trend geht ja dahin, nicht mehr wegzulassen (zumindest kommt es bei mir so an) sondern etwas zu machen, was man sonst nicht macht. Etwas in den Alltag DAZU geben. Etwas wegzulassen, das richtig weh tut, 6 Wochen lang … ist schon eine große Kunst, ist Entbehrung. Ich glaube, wenn man süchtig ist nach Zigaretten, Alkohol oder Schokolade, dann kann man das schlecht weglassen.

Ich möchte beispielsweise nicht auf meinen Milchkaffee verzichten, den ich morgens trinke. Milchkonsum hin oder her. Die Milch, die ich schäume, bekommt ein schönes Volumen und mein Kaffee schmeckt sooo lecker. Ich liebe diesen Milchkaffee morgens und überall wo ich ihn nicht bekommen kann, wenn ich unterwegs bin, fehlt was. Ich will und kann darauf nicht verzichten. Auch während der Fastenzeit nicht. Ich habe kürzlich Hafermilch ausprobiert zu schäumen. Sie setzt sich aber in der Milch ab und verbindet sich nicht so gut mit dem Kaffee. Also das lass ich sein. Trinkt jemand von euch den Kaffee mit Mandelmilch?

Ich habe übrigens mal 10 Jahre geraucht. In der Hotelfachschule begann das Laster da war ich 15. Die erste Zigarette schmeckte ekelhaft und mir wurde schlecht. Ich rauchte 10 Jahre lang. Marlboro gehörte dazu. Irgendwann fing ich an Sport zu treiben und in der sportlichen Clique damals war Rauchen verpönt. Gott sei Dank. Ich habe seitdem nie mehr eine Zigarette angefasst. Dann lieber doch Milchkaffee am Morgen. Ist doch eine schöne Sucht ;-). Und dabei schreiben! Morgenseiten. Oder einen Blogartikel.

(Quelle Wikipedia zu Roth-Händle).

Mein Vater hat bis zu seinem Tod geraucht. Die letzten schmeckten nicht mehr so gut. Während der allerletzten starb er dann plötzlich. (Ein Päckchen Reval liegt übrigens beim Foto meines Vaters … manchmal stecke ich ihm eine an und lege sie ihm draußen hin :-)) Im Totenhemd-Blog hab ich mal dazu geschrieben.

Hier habe ich Doris Dörries Buch vorgestellt.

An einem Tag wie diesem mit Buchtipp: im Garten gestromert. Kartoffeln setzen?

54466525nHeute.
Blauer Himmel. Sonnenschein.

Feuchte Erde.
Gestern schüttete es.
Es trocknet langsam.
Feuchter Geruch erinnert mich an den nahenden Frühling.

Vom Sturm war einiges durcheinander geraten.
Ich räumte auf.
Sonnenschirm und Stühle sind wieder am rechten Platz.

Bin dann durch den Garten gestromert.
Unser Kiwi … ob er uns dieses Jahr Früchte bringt?
Eine Chorfreundin schenkte uns einige ihrer Kiwis vom letzten Jahr.
Sie ernteten 600 Stück! … mit dem ersten Frost werden sie gepflückt und sie reifen dann nach.

Ich erinnere mich an Meike Winnemuth
und ihr neues Buch.
Sie ist jetzt in Schleswig-Holstein sesshaft und hat übers Gärtnern ein Buch geschrieben. In Erinnerung ist mir ein Interview, in dem sie äußerte, sie könne sich selbst versorgen, sollte mal nichts mehr in den Läden zu kaufen sein. Und sie erklärte, was wir alle Weiterlesen

Mein Bücherregal eine Schatzgrube und ich eine Schatzsucherin?

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in Ravensburg geknipst

Mitten beim Bücher ausmisten entdeckte ich einen Artikel in der NZZ vom 10. Dezember. Also vor drei Tagen. Geschrieben von Alain Claude Sulzer.

Die Überschrift: „Hier sinkt nur noch Staub nieder. Darunter: Das Bücherregal könnte eine Schatzgrube sein. Aber es fehlt ihr ein neugieriger Schatzsucher“.

Ich hatte sicher gerade so an die 30 Bücher in eine große Tüte gepackt. Aus meinen Regalen herausgepickt und als „gelesen abgestempelt“ und nun als wertvoll genug befunden, um in ein öffentliches Bücherregal gestellt zu werden. In Frankfurt kenne ich die Ecken, wo sie stehen und auf neue Bücher warten. Auch im Kurpark von Bad Kreuznach steht solch ein öffentlicher Schrank oder am Bahnhof Rheinfelden an Gleis 3 und 4. 

Einige ausrangierte Bücher wollte ich in das Bücherregal unseres neuen Bio-Ladens in Richterswil stellen und packte sie vom Rucksack in eine Tüte. Und da stand ich nun in unserem Hausflur und hielt die Bücher in der Hand. Fast neu, wie ungelesen aussehend fühlte ich die Bücher in meiner Hand und las die Titel und dachte, kann mich gar nicht erinnern, dass ich diese Werke gelesen habe. Vier Bücher wählte ich aus und dachte: sollte ich doch noch mal lesen oder weiter schenken!

Von Barbara Honigmann: Chronik meiner Strasse. Der erste Satz im Buch: Wenn wir sagen, dass wir in der „Rue Edel“ wohnen antwortet man uns meistens, ach ja, da haben wir am Anfang auch gewohnt.

Ich kann gut weggeben oder aussortieren. Ich habe Bücher nie zweimal gelesen. So manche Exemplare hüten die Regale seit vielen Jahren. Aber ich würde sie gerne weitergeben. Eine Trilogiesammlung „Früherer Schriften“ von Antoine de Saint Exupéry oder von Schulz von Thun über „Miteinander reden 1-3“ stehen schon ewig bei mir. Und natürlich verstauben sie auch ein wenig, weil ich dann doch nie reinschaue.  Weiterlesen