
„See u in another life“, verabschiedete sich Harald von Juliane, die am Hafenquai zurückblieb. Er stieg die Steinstufen hinunter ins Wasser. Der 72-jährige trug seine blau gepunktete Badehose und kraulte Richtung offenes Meer. Es war stürmisch und ungemütlich draußen. Das Meer hatte etwa 14 Grad. Sie dachte wehmütig an ihren gestrigen Abend im Hotel bei „duck breast“ als Vorspeise und „catch of the day“ als Hauptgang. Der Seeteufel war auf den Punkt gegart, dazu wurden Brokkoli und Kartoffeln serviert. Harald hatte ihr gesagt, es würde ihr letzter Abend und Liebesnacht werden.
Er wolle nicht mehr leben, sagte er ernst. Er würde einfach aufs offene Meer hinaus schwimmen. „Juliane, der Lungenarzt gibt mir ein halbes Jahr. Ich will nicht leiden, auch wenn ich in den letzten Wochen gut betreut würde. Ich habe Angst. Außerdem glaube ich an die Wiedergeburt. Ich werde bei Gott antanzen und ihm über mein bewegtes Leben erzählen. Wenn ich Glück habe, komme ich in den Himmel als Koch. Ich werde dir dann ein Zeichen senden“.
Juliane erkannte, dass er die Klippen erreicht hatte. Die Wellen schlugen über ihm hoch. Dann verlor sie ihn aus den Augen. Ihr wurde ganz blümerant. Sie hatte viel geweint trotz allem Verständnis. Sie war froh, dass er glücklich war und nun seinen Frieden fand.
Später am Abend, sie saß allein am Tisch, traute sie ihren Augen nicht, als sie Harald triefend nass an der Rezeption entdeckte. Sie war völlig durcheinander und ihre Gefühle überschlugen sich. Als er sie erblickte, nahm er sie in die Arme. „Ich kann nicht sterben, Liebste. Die Strömung hätte mich beinahe umgebracht, aber ich kann zu gut schwimmen. Ich will nur für Dich kochen, ist mir klar geworden“. Sie schauten sich an, lachten aus vollem Herzen und stiegen die Treppen zum Hotelzimmer hoch.

Das Leben ist eine verdammt harte Nuss 😉 Deine Geschichte wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet, das finde ich spannend. Ich wüsste gerne, wie es mit den beiden weitergeht, aber mir ist klar, dass das vermutlich nicht in eine Etüde passt … 🤔😏
Wenn das ein Ergebnis deines Workshops ist, freue ich mich auf mehr! 👍
Abendgrüße 🥱😴🍷🍪👍
LikeGefällt 2 Personen
Huhu liebe Christiane, danke 🙂 … jetzt könnte ich eine Kurzgeschichte für eine Fortsetzung beginnen :-). Aber das mit dem offenen Ende das gehört wohl zu mir, denn es gefällt mir. Alles ist offen und möglich. Zuerst werden sie eine weitere schöne Liebesnacht verbringen … tja und dann …
Also ja, ich denke, bei mir ist der Knoten geplatzt um zumindest lebendigere Kurzgeschichten zu verfassen … ich bleibe selbst gespannt. Ich hab keine Schiss mehr und eine Idee kommt immer.
Ein zweites mögliches Ende habe ich auch geschrieben und dieses gehört in den Totenhemd-Blog … da werde ich auch Lenes Geschichte rebloggen… Einen schönen Abend. Herzlich. Petra
LikeGefällt 1 Person
Ich werde bestimmt lesen kommen und ich mochte Lenes Beitrag sehr 😉👍
LikeLike
Wie schön, wenn es einen Grund gibt, weiter zu leben, trotz drohender Krankheit.
Ich wünsche den beiden, dass der Arzt falsch liegt und es lange währt.
LikeGefällt 1 Person
ja genau, ganz nach Rosamunde Pilcher 🙂 … da war ich ja die letzte Woche, in Cornwall … die Klippen haben mich inspiriert.
LikeLike
Wenn an ihm direkt ins Auge sieht, dann entscheidet man sich doch fürs Leben.
Sehr schön einen Spannungsbogen aufgezogen!
LikeGefällt 1 Person
Ja, genau Werner, oft genug gelesen, dass dem wohl so ist … das Leben bietet immer etwas Schönes, Kleines und man will weiterleben …. danke fürs Vorbeilesen. Freut mich. Und dass du den Spannungsbogen schön findest. Merci.
Herzlich. Petra
LikeLike
Wieder eine dieser Etüden, die wie der Teil eines Films wirken, von dem man zufällig ein Stück mitansehen darf und sich nachher alles Mögliche ausdenken möchte, weil man sich einen Abschluss wünscht. Finde ich sehr gut.
LikeGefällt 1 Person
das freut mich, danke 🙂
LikeGefällt 1 Person
Pingback: abc.etüde im Totenhemd-Blog: See u in another life | Totenhemd-Blog
Pingback: Etüdensommerpausenintermezzo 2022 – Hinter den Kulissen | Irgendwas ist immer