Seit meinem Blogpost: Wesentlich werden: was wäre wenn ….
eiere ich rum. Denn Christiane, eine meiner eifrigen Blogleserinnen von „Irgendwas ist immer“, wünschte sich schon vor längerer Zeit: Was wäre wenn ich „wesentlich werden“ einem Außerirdischen erklären müsste, was man auf jeden Fall dann NICHT tun sollte?
Seitdem eiere ich wie gesagt. Denn nun habe ich den Salat: Sobald ich einen Satz denke mit „nicht“ drin, wird es schwierig, z.B.
- man lebt dann einfach nicht ins Blaue – warum eigentlich nicht?
oder - man schiebt Dinge nicht auf die lange Bank – und wenn doch?
oder - man sollte nicht alles auf einmal wollen – wieso nicht?
Also Ihr seht, ich brauche positive Formulierungen.
Ich schreibe immer wieder in mein Schreibheft, wenn ich unterwegs bin und stelle Euch einfach mal meine Sammlung vor.
Wesentlich werden bedeutet oder ist:
- man wiederholt Sachen, damit sie sich festigen können oder damit man sich selbst treu bleibt oder etwas einübt, immer wieder
- man konzentriert sich (auf etwas oder auf vieles), damit man sich nicht oder weniger verzettelt
- man macht einfach (und schiebt Dinge eben nicht auf die lange Bank)
- man probiert aus, dadurch erfährt man dann auch, was einem wichtig ist
- man lässt dann nämlich das Unwichtige, wenn man etwas ausprobiert, man lernt zu unterscheiden zwischen dem was einem wichtig ist und dem was unwichtig ist.
Es könnte die Frage auftauchen: Und woran merke ich das, ob etwas unwichtig oder wichtig ist? Antwort: es könnte sein, dass dann deine Augen leuchten oder dein Herz schneller schlägt, weil du merkst, du bist interessiert und begeistert. Dann ist es dir wichtig. Wenn dich etwas langweilt, dann wird es wohl eher unwichtig sein (muss aber nicht unbedingt so sein, denn Langeweile ist ein Thema für sich). - man plant Dinge und hält sie ein (Du wirst von anderen hören: Pah, planen! Zeit für das Ungeplante ist genauso wichtig. Das Spontane tut gut. Ja, auch das ist richtig). Wenn ich aber geplante Dinge einhalte, dann bin ich stolz, weil ich es durchgezogen habe. Das Spontane kann morgen wieder sein. Wesentlich werden heißt hier, dass man sich mal reinkniet, etwas plant und durchzieht und die Langeweile die entstehen könnte, und nicht so angenehm ist, die wird durchgestanden.
- glauben und vertrauen, hab ich mal notiert, da war ich ganz bei mir: Ja: ich glaube und vertraue mir, den anderen, Gott. (ich sehe schon wie der Außerirdische die Stirn runzelt).
- gute=lebendige Nahrungsmittel essen: ein-fach essen. Du willst wissen, was? Ein frisches Brot mit Butter drauf. Oder Kartoffeln vom Bio-Bauern mit Möhren oder Zucchini oder Kohlrabi. Ein gutes Stück Fleisch von einem Tier, das im Bio-Hof artgerecht gehalten und mit Respekt geschlachtet wurde.
- wenn man sich fokussiert, geht man in die Tiefe, fragt nach, man will es wissen, das gibt einem Zufriedenheit
- man steht für etwas ein oder geht für etwas auf die Straße, streitet für etwas was einem wirklich ganz ganz wichtig ist, man verkündet seine Meinung oder versucht andere zu inspirieren oder zu überreden mitzumachen: z.B. in der Politik oder Amnesty International unterstützen oder für gute Lebensmittel zu kämpfen. Man spendet für Hilfsorganisationen.
- heißt auch sich ausruhen, Pause machen, Urlaub machen, sich schonen, seine Grenzen achten, sich Achtsamkeit schenken
- in seiner Familie und im Freundeskreis mit beiden Beinen, Kopf, Herz und Bauch präsent sein
- sich binden und sich trennen können; man kann auch mit sich allein sein, manchmal ist man vielleicht auch einsam, das gehört alles zum Leben und zum Lebendig-sein dazu
- man ist lebendig, fühlt sich lebendig
- man sagt nicht gleich zu allem JA, man wägt ab, prüft, sondiert, überlegt: passt es zu mir? ist es mir wichtig?
- man ist was man ist: ein-fach (da) SEIN (ist nicht einfach ;-))
Ich würde dem Außerirdischen vielleicht in einem Schlussplädoyer sagen: Mein Lieber, das ist gar nicht so einfach, denn wesentlich werden oder wesentlich sein das ist echt ein Ding! Es ist wahrscheinlich auch eher in der zweiten Lebenshälfte wichtig, da wird man sich nämlich seinem Lebensende bewusst, weil Freunde oder die Eltern sterben. Aber jetzt bin ich schon einen Schritt zu weit.
Wesentlich werden tut ein bisschen weh, weil man merkt, es geht nicht ALLES (auch wenn es da viele Gegenstimmen gibt, klar geht ALLES, ja wenn man jung ist), aber die körperlichen und geistigen Grenzen werden spürbar und es schmerzt, weil man Dinge los lässt, los lassen muss. Man verändert sich, man reduziert sich … das Positive daran ist aber: es wird stiller und übersichtlicher, man schont sich ein bisschen mehr und genießt einfach.
Wenn Du, liebe Außerirdische, noch Fragen hast, melde dich wieder. Dann finde ich sicher noch andere Antworten. Tschüss. Und vielleicht werfe ich ein Blogstöckchen zum Thema an Christiane (siehe oben) und Elvira Löber, die Septemberfrau und Maria Al-Mana.
Blogstöckchen werfe ich auch an Hiltrud, July J., Heike Tharun, Ulrike Zecher … die wissen Bescheid mit wesentlich werden/sein.
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Ich habe deinen Text gelesen und dachte irgendwann, im Grunde beschreibst du mit „Wesentlich werden“ das, was ich unter „Erkenne dich selbst“ verstehe. Finde heraus, wer du wirklich bist, erkenne, dass die anderen das gleiche Recht darauf haben wie du – und lebe danach.
„Wesentlich werden“ klingt schicker, moderner, schon wahr. Und der Weg (zu sich und wieder hinaus in „die Welt“) ist unter beiden Überschriften nicht leicht, die Wegweiser spärlich und die Begleiter selten. Mein Lieblingsfantasybuch (eins davon, aber viele habe ich nicht) nervte mich eine Zeitlang mit „Der Weise kennt seinen Namen“, und ich fluchte ob der unverständlichen Wortwahl. Als ich es mit „Der Weise weiß, wer er ist“ übersetzte, wurde es leichter.
Liebe Grüße
Christiane
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Tag Christiane,
ich sach ja: schwierig isses.
Genau an dem Punkt wo es kippt in die
Von dir beschriebene Richtung: „erkenne dich selbst“ wird’s mir unlustig. Ich hätte es ja gern leicht :-). Ist echt ein Balanceakt.
Also wesentlich werden kann man wohl nur mit der Blickrichtung auf die eigene Endlichkeit verstehen und verinnerlichen. Und das tun wir je älter wir werden.
Mir fällt grad Coveys Buch ein das ich sozusagen unterm Kopfkissen hatte eine ganze Weile: https://www.amazon.de/Weg-zum-Wesentlichen-Klassiker-Zeitmanagements/dp/3593383896
Find ich nach wie vor gut. Es geht eher um Zeit- und Selbstmanagemebt.
Tschüss. Petra
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Viele Wege führen zum Ziel, viele Flüsse münden in dasselbe Meer. Wichtig ist, dass wir gehen.
Ich finde diese ganzen Vorschläge zur Verhaltensänderung … nett, aber nicht tiefgreifend genug. Aber: siehe oben. Jedem das Seine.
Liebe Grüße
Christiane
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… und es ist immer wieder ein „trial and error“.
🙂
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Hallo Petra, das war ein Beitrag für mich, so gern gelesen. Vieles auf den Punkt gebracht! Das geht schon fast ein wenig in Löffelliste. Was wollen wir etwas Älteren noch? Was wollen wir, können sich natürlich auch die Jüngeren fragen. Ich merke immer mehr, wenn ich etwas möchte, sind es immer mehr die Werte und nicht die Werte. Ich glaube, du verstehst, was ich meine?!!! Das war wesentlich, da brauche ich nicht ausführlich werden? 😉 Herzliche Grüße, Geertje
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Huhu, du „sprichst“ in Rätseln, denn ich interpretiere natürlich in meiner Wahrheit. 🙂 Diese Werte und nicht diese? Ich habe eine Idee dazu und bin da schon mal sehr weit gewesen. Und sie verändern sich immer wieder.
Und wie findet man heraus welche Werte denn nun wirklich wichtig sind? Haste ne Idee? Schreib im Blog und wirf das Stöckchen weiter …(wenn du magst) bin gespannt.
Herzlich
Petra
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https://mikesch1234.wordpress.com/2017/10/08/wesentlich-werden-wie-erklaere-ich-es-einem-ausserirdischen/
Das hat mich doch gereizt zum Nachdenken und ich habe doch ein paar positiv -negative Formulierungen für die AUẞERDIRDISCHEN gefunden,zu denen für mich keine der o.g. Fragen passt:
man/frau respektiert das Lebensrecht aller Lebewesen = man/frau tötet nicht anderes Leben!
man/frau respektiert das Eigentum anderer = man/frau stiehlt nicht!
man/frau bemüht sich bei der Wahrheit zu bleiben = man/frau hintergeht andere nicht mit Absicht oder legt sie rein!
… für mich sind das 3 Grundregeln, mit denen wir Irdischen und auch die Außerirdischen das Leben auf unserem Planeten ausgesprochen sinnvoll, wesentlich, lebens- und liebenswert gestalten können!
Klar, wird es nicht so leicht und manchmal sogar sehr schwierig, wenn es dann in die Details geht – aber das ist das Leben, sind darüber und damit friedlich auseinanderzusetzen.
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Hallo Hiltrud, stimmt, gar nicht so einfach. Aber ganz schön auf den Punkt deine 3 Grundregeln. Danke dafür! Herzlich. Petra
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