Blog goes Ballade – eine Wochenend-Blogparade

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Christiane im kalten Hamburg ist „hinterm Ofen hervorgekrochen“ … und dann war noch Freitag, der dreizehnte und dann diese Balladen. Und sie dachte sich eine Wochenend-Blogparade aus.

Zuerst dachte ich, als die erste Blog-Headline bei mir ins Eingangskörbchen schwappte: „Ballade … was will sie denn damit? … das kann ich nicht …“.

Dachte es und klappte den Laptop zu.

Und nun schon wieder „Ballade“ in der Headline … und ich lese im ersten Absatz weiter von den Hugenotten und Schillers Glocke. Und ich dachte: „jetzt schreibt sie ja glatt für mich diesen Blogartikel“ … und ich las ihre Ballade „irgendwas mit Füßen im Feuer“ und dachte: jetzt lern ich sogar was und ich sollte mal über die Glocke und die Hugenotten schreiben, was das mit mir zu tun hat. Beides hat eindeutig mit meinem Vater zu tun.

Also, liebe Christiane und liebe andere Leserinnen und Leser.

Die Hugenotten: wenn die Familiennamenforschung stimmt, dann kommt unser Name und damit unser „Geschlecht“ ursprünglich von den Hugenotten. Wir wissen, dass unsere Familie in Frankreich lebte und vertrieben wurde, also verfolgt und wir siedelten in Norddeutschland an. Der Name Schuseil hieß „Choiseul“ zu damaligen Zeiten. Es gibt ein ganzes Familiennamenerforschungsbuch mit Stammbäumen in alle Richtungen … dass ich jetzt in der Schweiz wohne und lebe ist auch nicht von ungefähr ;-).

Hast Du übrigens wunderbar erklärt, das mit den Hugenotten, liebe Christiane. Danke für die Quellenangabe.

Und nun endlich zur Ballade. Wusste ich nicht dass Schillers Glocke eine Ballade ist. Ich zitiere aus Christianes Blogartikel:

Balladen sind, kurz erklärt, Romanhandlungen in einem Gedicht zusammengefasst. Das macht das Gedicht in der Regel länger, jawohl, und zumindest wenn es eine klassische Ballade ist, macht es das Gedicht auch gereimt, auf jeden Fall gibt es so etwas wie ein Versmaß. Und meist ist es dramatisch (was sehr oft wörtliche Rede bedeutet), womit es dann erstens (hoffentlich) nicht langweilig ist und zweitens gleich drei Literaturgattungen vereint: Lyrik, Epik, Drama.

Nun erklärt sich endlich für mich warum „die Glocke“ soooooooo lang ist. Erst kürzlich wollte ich es genauer wissen, weil ich es zu Ehren meines toten Vaters  einmal aufsagen will ….

Es geht nämlich darum, dass mein Vater mir und meinen Schwestern stolz und voller Inbrunst dieses so schwer zu verstehende Gedicht aufsagte. Ich schaute sicher immer ganz entgeistert, wenn er los legte und was wollte er eigentlich?

Festgemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden,
frisch, Gesellen, seid zur Hand!
Von der Stirne heiß
rinnen muß der Schweiß,
soll das Werk den Meister loben;
doch der Segen kommt von oben.

Kann sein, dass ich meinen Vater mit großen Augen bewunderte wenn er los legte und uns die Glocke aufsagte.

Ihr müsst Euch vorstellen: FRÜHER als mein Vater noch zur Schule ging also so etwa zwischen 1933/34 (geboren 1927) bis … naja als Flaksoldat stand er dann irgendwann als Jüngling im Krieg … bis 1943/44 …

… sie mussten das GANZE Gedicht auswendig lernen und wehe sie konnten es nicht. Da strahlte ich wahrscheinlich immer mehr … und vor allem verlangte er NIE, dass ich es aufsagen musste … sie waren früher sowieso die besseren und ausdauernden Schüler ;-).

Also die GLOCKE … die ist schon ganz besonders. Ich liebe und ich „hasse“ sie, mache einen weiten Bogen drum und sage Christiane in Hamburg, gemütlich von der Couch im Warmen, DANKE, dass ich mich heut Nachmittag damit beschäftigen konnte durch ihren schönen Blogaufruf.

Tschüss …. ach ja … ich werden übrigens nur die letzten Verse auswendig lernen, wie im Totenhemd-Blog geschrieben:

Jetzo mit der Kraft des Stranges
Wiegt die Glock’ mir aus der Gruft,
Daß sie in das Reich des Klanges
Steige, in die Himmelsluft!
Ziehet, ziehet, hebt!
Sie bewegt sich, schwebt.
Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sey ihr erst Geläute.

Hier entlang in der Lyrikwelt zum vollständig aufgeschriebenen Werk.

10 Gedanken zu „Blog goes Ballade – eine Wochenend-Blogparade

  1. Liebe Petra, was für eine Geschichte! Darf ich fragen, ob du/deines Vaters Herkunftsfamilie dann auch calvinistisch/reformiert (heißt das heute noch so?) geblieben ist, nachdem sie im (hoffentlich) sicheren Norddeutschland Fuß gefasst hatte, oder ob Zeit und Heirat und andere Umstände in die Religionswahl hineinwirkten?
    Meine Mutter (ähnlicher Jahrgang wie dein Vater) musste die Glocke auch auswendig lernen, und sie hat sie gehasst. Nichtsdestotrotz hat sie immer wieder mal so was Absurdes (in meinen Augen) zitiert wie: „Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau.“ Ich bekam „Heil’ge Ordnung, segensreiche Himmelstochter“ um die Ohren gehauen, wenn ich wieder mal alles liegen ließ, und mein Vater pflegte ab und an „Da werden Weiber zu Hyänen“ zu bemerken. Von meiner Großmutter mütterlicherseits ist die Kurzfassung überliefert (die stammt nicht von ihr, sie hat sie nur zitiert): „Loch in Erde, Bronze rin, Glocke fertig, bim bim bim.“
    Und wenn ich schon dabei bin: Falls du noch nicht hast, schlag mal bei Wikipedia „Das Lied von der Glocke“ nach, ich bin gerade aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen.
    Vergnügte Sonntagabendgrüße aus Hamburg
    Christiane

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  2. Liebe Christiane,

    wunderbar deine Wochenend-Blogparade. Machen wir so was wieder? Entspricht mir sehr so was „Kurzformatiges und Kurzzeitiges“.

    Bin froh dass ich „die Glocke ausgegraben“ habe – sozusagen aus der Erde, wie deine Oma in Kurzform zitierte.

    Und danke für den Tipp bei Wikipedia zu schauen: ich staune auch :-).

    Vor allem habe ich gelernt (und vorher schändlich ignoriert):
    „Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango.“

    „Die Lebenden ruf’ ich. Die Toten beklag’ ich. Die Blitze brech’ ich.“

    Aufwiederlesen.

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  5. Liebe Petra,
    mein Vater war Jahrgang 1928 und auch er zitierte ab und zu diesen berühmten Teil, der mit „Festgemauert in der Erden …“ beginnt. Das war wohl damals fester Bestandteil im Lehrplan! Danke für die Erinnerung daran.
    Liebe Grüße,
    Doris

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  6. Liebe Petra,
    mein Vater, Jg. 1929 konnte „Die Glocke“ sicherlich auch auswendig –
    aber liebend gern rezitierte er „Der Zauberlehrling“ – wie ein dramatisches Werk.
    „Walle, walle, manche Strecke, dass zum Zwecke Wasser fließe …“ – das war richtig unheimlich zu hören.
    Ich musste „John Maynard“ auswendig lernen in der Schule, kann es leider aber nur noch in Bruchstücken.
    Lieben Dank für diese Erinnerungen
    und liebe Grüße,
    Hiltrud

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    • Hallo Hiltrud, wie schön von dir zu lesen … jaja, der Zauberlehrling ist mir auch nicht unbekannt. Und dass Du mal John Maynard auswendig konntest – Hut ab. Durch dich hab ich glaub mal in die Hipphopp-Version reingehört. Sehr cool!
      Schön, dass Du deine Gedanken hier mit mir geteilt hast. Danke.

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